Ein Thema, das besonders stark bei unseren Besuchern präsent ist, ist das Essen. Die Frage „Was haben wir früher gegessen?“ führt oft zu Schwärmereien über traditionelle Gerichte und Zubereitungsmethoden. Viele unserer Besucher sind auf dem Land groß geworden. So tauchten natürlich auch Erzählungen über Hausschlachtungen und die damit verbundenen traditionelle Speisen aus verschütteten Erinnerungen auf.
Das Hausschlachten auf dem Land war früher ein gemeinschaftliches Ereignis, bei dem Nachbarn und Familie zusammenkamen, um diese Arbeit zu erledigen und anschließend zusammen zu essen.
In Franken hat man da natürlich die Metzelsuppe gegessen. Klassisch mit Brotstücken darin.
Sie variiert je nach Region und persönlichem Geschmack, aber typischerweise enthält sie Zutaten wie Fleischstücke vom Schwein, Leber, Niere, Bauchspeck, Zwiebeln, Kartoffeln und Gewürze.
Das spornte uns an und wir machten uns auf die Suche nach frischen Leberwürsten, Sauerkraut und dem richtigen Rezept für die Metzelsuppe, was gar nicht so einfach war. Wir wurden in Neuhof an der Zenn fündig und zwar bei der Familie Döllinger. Die Landwirte haben bisher einmal im Jahr, mit einem Metzger zusammen, geschlachtet und „gewurstet“. Leider lohnt sich das Ganze überhaupt nicht mehr und dieses Jahr wird es dann auch das letzte Mal sein, dass es dort um die Wurst geht. Und um das Wissen der richtigen Zubereitung!
Mit diesem Wissen kochten wir kürzlich Sauerkraut sowie Leberwurst und Metzelsuppe mit frischem Brot vom einheimischen Bäcker – eine fränkische Spezialität, die früher bei Hausschlachtungen üblich war. Die Begeisterung war groß, als die Besucher die vertrauten Speisen sahen, deren Düfte schnupperten und die Aromen schmeckten. Und schon war die Erinnerung an vergangene Zeiten da, als diese Mahlzeiten ein fester Bestandteil des familiären Lebens waren.
Bei uns in der Tagespflege geht es nicht darum, dass Menschen hier irgendwie den Tag verbringen.
Wir unterstützen unsere Besuchern, ihr Leben zu gestalten. Dabei nutzen wir die Tatsache, dass bei älteren Menschen die im Langzeitgedächtnis gespeicherten Erinnerungen oft noch da sind.
So wecken wir gezielt Erinnerungen, z. B: an Metzelsuppe, Leberwürste und Sauerkraut!
Das Erinnern in der Tagespflege ist mehr als nur eine Aktivität – es ist eine Möglichkeit, die Vergangenheit lebendig werden zu lassen, die Gegenwart zu bereichern und die Verbindung zwischen den Besuchern zu stärken. Durch den Austausch von gemeinsamen Erinnerungen schaffen wir eine Atmosphäre der Verbundenheit und des Verständnisses untereinander.
Unsere Metzelsuppe, das Sauerkraut und die Leberwürste haben allen super geschmeckt und unsere Gäste wünschten sich, dass es diese Speisen öfters geben sollte. Besonderer Dank geht von uns allen an die Familie Döllinger, die uns die Suppe – mehr oder weniger ihre Bestandteile – gespendet hat. Die Metzelsuppe war bei uns der totale Knaller und die Familie Döllinger hat versprochen, uns noch einmal mit den nötigen Zutaten zu versorgen. Wir freuen uns schon jetzt darauf!